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    Rettungsgasse bilden und Co.: So verhalten Sie sich richtig in Gefahrensituationen

    Droht ein Stau, müssen alle Fahrer, ob sie im Pkw oder im Lkw unterwegs sind, eine Rettungsgasse bilden. Eigentlich sollte das jeder Verkehrsteilnehmer wissen, dennoch kommt es immer wieder zu Verzögerungen beim Einsatz der Rettungskräfte, weil sich manche Fahrer nicht daran halten. Entsprechend wurde 2017 das Bußgeld für das Nichtbilden der Gasse stark angehoben. Wie Sie richtig die Rettungsgasse bilden und sich in anderen Gefahrensituationen passend verhalten, lesen Sie hier.

    Auffrischung: So bilden Sie die Rettungsgasse auf der Autobahn

    Sobald die Autos vor Ihnen ihre Fahrt verlangsamen, reduzieren Sie deutlich das Tempo und steuern den Lkw an den Rand Ihrer Fahrspur. Im Normalfall sollte das die rechte Spur sein; hier weichen Sie nach rechts aus, allerdings ohne die Standspur zu blockieren. Auf einer dreispurigen Autobahn wollten Sie vielleicht gerade überholen – befinden Sie sich auf der mittleren Spur, wenn der Verkehr langsamer wird, halten Sie sich ebenfalls so weit wie möglich rechts. Nur die Autofahrer auf der linken Spur fahren so weit wie möglich an den linken Rand. Die Rettungsgasse liegt grundsätzlich zwischen der linken und der Spur direkt daneben; unabhängig von der Zahl der Spuren.

    Es ist wichtig, dass Sie den Wagen schon bei der Verlangsamung des Verkehrs zur Seite lenken. Nur so können Sie sicher sein, dass Ihr Lkw parallel zu den Spuren steht, wenn der Verkehr ganz zum Stillstand kommt. Wenn der Anhänger noch halb in der Gasse steht, nützt das niemandem. Das bedeutet nämlich, dass Sie die Gasse nicht gebildet haben, und das kann teuer werden: Sie zahlen 200 Euro Bußgeld und erhalten zwei Punkte in Flensburg. Die Punkte gibt es in jedem Fall, allerdings sind je nach Situation noch andere Strafen fällig: Geht das Nichtbilden der Gasse mit Behinderung der Rettungskräfte, der Polizei oder der Feuerwehr einher, liegt das Bußgeld bei 240 Euro, und Sie erhalten ein einmonatiges Fahrverbot. Das Verbot wird auch ausgesprochen, wenn eine Gefährdung mit der verhinderten Gasse einhergeht oder eine Sachbeschädigung stattfindet, nur dass die Bußgelder dann bei 280 bzw. 320 Euro liegen.

    Manche Fahrer empfinden Bußgeld, Punkte und Fahrverbot als unverhältnismäßig, doch wenn man sich vor Augen hält, dass es um Menschenleben geht, sind empfindliche Strafen ein gutes Mittel, um die oft vernachlässigte Regel zum Bilden der Rettungsgasse durchzusetzen. Andere Länder gehen hier noch weit rigoroser vor: In Österreich liegt das Bußgeld für eine nicht gebildete Rettungsgasse bei 2000 Euro.

    In engen Baustellen können Sie manchmal keine richtige Rettungsgasse bilden. Hier ist es umso wichtiger, dass Sie vorausschauend fahren: Lassen Sie Platz zum Vordermann und steuern Sie (wenn möglich) auch versetzt zu den Fahrern auf der anderen Spur. So kann sich ein Rettungswagen eventuell im Slalom zwischen den Autos bewegen.

    Gefahrensituationen im Winter

    Grundsätzlich müssen Sie im Winter bei Minustemperaturen mit Eis rechnen. Seien Sie aber auch darauf vorbereitet, dass sich in Situationen mit Temperaturen knapp über Null, in denen weite Teile der Strecke eisfrei sind, an manchen Stellen dennoch Eis bilden kann. Das ist vor allem unter Bäumen der Fall, von denen schmelzender Schnee, Regen oder Tau herab tropft, aber auch auf Brücken oder an höher gelegenen Stellen wie auch in Mulden. Es ist besonders wichtig, dass Sie an diesen Stellen langsam und vorausschauend fahren. Sehen Sie sich mit Blitzeis konfrontiert, halten Sie nach Möglichkeit an und warten Sie auf ein Streufahrzeug. Sonst sollten Sie Ihre Fahrt nur mit Schrittgeschwindigkeit fortsetzen. Überholen Sie niemals Streufahrzeuge, und wenn Sie hinter ihnen herfahren, halten Sie ausreichend Abstand: Das Gemisch aus Splitt und Salz, das sie streuen, ist ziemlich aggressiv und spritzt von der Straße weit nach hinten. Erfahren Sie hier weitere Tipps, wie Sie mit Ihrem LKW sicher durch den Winter kommen.

    So verhalten Sie sich richtig bei Nebel

    Kommt Nebel auf, während Sie unterwegs sind, sollten Sie das Tempo reduzieren – allerdings nicht per Vollbremsung, denn hinter Ihnen können andere Autofahrer sein. Bremsen Sie also behutsam ab, bis Sie einen ausreichenden Abstand zum Vordermann einhalten. Nutzen Sie die Nebelscheinwerfer, aber schalten Sie nicht beim kleinsten Nebelhauch die rückwärtige Nebelleuchte ein; sie kann andere Fahrer eher irritieren, als dass sie hilft. Benutzen Sie sie nur, wenn wirklich starker Nebel herrscht, und schalten Sie sie aus, sobald die Sicht wieder etwas besser wird. Bei Nebel ist es wichtig, dass Sie vorausschauend fahren und jederzeit bremsbereit sind: Nur weil Sie selbst vorsichtig fahren, heißt das nicht, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer das auch tun. Sorgen Sie also selbst dafür, dass Sie genügend Zeit und Platz zum Bremsen haben, wenn Ihr Vorgänger eine Vollbremsung einlegt.

    Vorsicht bei Wildwechsel

    Auf Straßen, an denen Schilder vor Wildwechsel warnen, sollten Sie besonders abends und in den frühen Morgenstunden sehr vorsichtig fahren. Behalten Sie den rechten Fahrbahnrand im Auge und reduzieren Sie das Tempo. Wildtiere sind meist in Rudeln unterwegs – wo eines ist, sind im Normalfall auch mehrere. Behalten Sie das im Hinterkopf, wenn Sie irgendwo eine Bewegung sehen. Ist außer Ihnen niemand auf der Straße, wenn zum Beispiel ein Reh aus dem Wald tritt, bremsen Sie und hupen. Gleichzeitig sollten Sie auch abblenden, da das helle Scheinwerferlicht die Tiere verstört und ihnen die Chance zur Reaktion nimmt. Ausweichen sollten Sie lediglich in geringem Maße – einerseits kann es sein, dass Sie bei einem starken Schlenker im Graben oder vor einem Baum landen, und andererseits wissen Sie nicht, in welche Richtung das Tier flieht. Es kann also sein, dass Sie es gerade wegen des Ausweichmanövers doch noch erwischen.

    Sind Sie nicht allein auf der Straße, sind Ausweichen und starkes Bremsen keine Optionen: Beim Ausweichen geraten Sie leicht in den Gegenverkehr und durch eine Vollbremsung können Sie einen Auffahrunfall verursachen. Hier ist es wichtig, dass Sie geradeaus weiterfahren, auch wenn alle Instinkte Ihnen etwas anderes befehlen. Am besten ist es daher, wenn Sie von Anfang an auf der Strecke, auf der vor Wildwechsel gewarnt wird, langsam und vorsichtig fahren. So werden die Fahrer hinter Ihnen nicht von plötzlichen Bremsungen überrascht.

    Fazit: Vorausschauendes Fahren hilft in allen Gefahrensituationen

    Ob Sie auf der Autobahn eine Rettungsgasse bilden müssen, ob Eis oder Nebel die Fahrt erschweren oder Wild auf die Fahrbahn läuft: Sie sind in allen Situationen dazu angehalten, das Tempo zu reduzieren und frühzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Das bedeutet auch, dass Sie am Lenkrad Ihres Lkw auf alles vorbereitet sind und immer schon ein oder zwei Situationen weiter denken. Den meisten gefährlichen Situationen können Sie durch eine vorausschauende Fahrweise gut Herr werden – und im Falle der Rettungsgasse durch das richtige Handeln auch ein empfindliches Bußgeld umgehen. Ein Fahrsicherheitstraining für Lkw-Fahrer kann Ihnen dabei helfen, die richtigen Verhaltensweisen zu verinnerlichen – in manchen Fällen müssen Sie schließlich gegen Ihren Instinkt handeln.

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